Am 20.09.2024 wurde die Grabanlage "baumerbe" vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit dem Innovationspreis Gartenbau ausgezeichnet.
"Wer Bäume setzt, obwohl er weiß,
dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird,
hat zumindest angefangen,
den Sinn des Lebens zu begreifen."
Dieses Zitat von R. Thakur gibt in etwa wieder, was die Grabanlage "baumerbe" ausmacht.
Im Mittelpunkt dieser Grabanlage steht ein neu gepflanzter Baum, ein Zukunftsbaum. Ihn zeichnet eine hohe Trockenstresstoleranz und Hitzeresistenz, aber auch Frosthärte und insgesamt eine geringe Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten aus und ist somit an die Bedürfnisse der Zukunft angepasst. Dieser Baum ist das lebende Vermächtnis an die nachfolgenden Generationen, ein so genanntes Baumerbe.
Rund um den Zukunftsbaum können sowohl Sarg- als auch Urnenbestattungen erfolgen. Die Grabstätten sind mit einem robusten Bodendecker bepflanzt und auf jeder Grabstätte wird ein Grabmal inkl. einer Inschrift errichtet. Die Bepflanzung & Pflege der Grabanlage wird über Dauergrabpflege-Verträge mit der Treuhandstelle abgesichert.
Das Konzept dieser Grabanlage "baumerbe" ist noch sehr jung und bislang wurden noch keine Anlagen realisiert. Sobald es Referenzen gibt, werden wir sie an dieser Stelle vorstellen.
Das zeichnet die Grabanlage „baumerbe“ aus:
- Klimarobust
Auf Basis der heutigen Erkenntnisse wird die Grabanlage mit klimarobusten Zukunftsbäumen und verschiedenen trockenheitsresistenten Pflanzen, Stauden & Bodendecker, begrünt. - Bleibendes Gedenken
Auch wenn in vielen Jahren das Nutzugsrecht an der Grabstätte abgelaufen ist und das Grabmal entfernt wurde, so wird der Zukunftsbaum stets als lebendes Grabdenkmal erhalten bleiben. - Vielfalt fördernd
Jede Grabanlage wird mit unterschiedlichen Zukunftsbäumen und abwechselnden Bodendeckern bepflanzt. Auf diese Weise entsteht eine Vielfalt an Pflanzen. - Klima verbessernd
Jeder neu gepflanzte Zukunftsbaum produziert Sauerstoff und beschattet im Alter zunehmend den Boden. Auf diese Weise trägt der Baum dazu bei, dass sich die Innenstädte, in denen unsere Friedhöfe meist liegen, nicht so stark aufheizen. (Hitze in der Stadt, NDR-Beitrag) - Moore schonend
Bei dem Bau und der Pflege der Grabanlage wird auf die Verwendung von Torf verzichtet. - Wasser sparend
Zum Auffangen von Wasser liegt der Mittelpunkt der Grabanlage etwas tiefer als die Umrandung (Skizze siehe unten). Auf eine Wechselbepflanzung im Frühjahr, Sommer und Herbst wird verzichtet. Ferner trägt die flächige Begrünung dazu bei, die Wasserverdunstung zu verringern. - CO2 speichernd und vermeidend
Natürlich speichert der Zukunftsbaum, wie jeder andere Baum auch, Kohlenstoff (CO2). Diese Fähigkeit nimmt sogar mit dem Alter des Baumes zu. Aber viel wichtiger ist, dass der Zukunftsbaum auf einem ortsnahen Friedhof steht und somit dazu beiträgt, dass der Ausstoss von CO2 vermieden wird, indem lange Anfahrten der Angehörigen zum Grab entfallen bzw. öffentliche Verkehrsmittel für die Anreise genutzt werden können. - Lebensraum bildend
Zudem ist jeder neue Baum ein weiterer Lebensraum für zahlreiche Vögel- und Insektenarten. - Pflegeleicht und nie ungepflegt
Die Anlage & Pflege der Grabanlage ist abgesichert über einen Dauergrabpflege-Vertrag und wird von einem Partnerbetrieb der Treuhandstelle ausgeführt. Hinterbliebene sind somit von der Grabpflege befreit. - Vorsorge möglich
Bereits zu Lebzeiten kann eine Vorsorge für eine spätere Grabstätte am Zukunftsbaum abgeschlossen werden. - Trauerarbeit erwünscht
Das Ablegen von Blumensträußen oder anderen Erinnerungsstücken am Grab ist wichtig für die Verarbeitung der Trauer. Hierfür bietet die Grabanlage ausreichend Platz - Keine namenlosen Bestattungen
Zu jeder Grabstätte gibt es ein Grabmal mit entsprechender Inschrift. - Regionale Gedenksteine
Die verwendeten Grabmale stammen aus der Region bzw. aus Deutschland. Auf ein Import aus fernen Ländern wird verzichtet. - Ressource "Naturstein" schonend
Alte Grabmale werden heutzutage meist entsorgt. Mittelfristig soll ein Konzept für recycelte Grabmale entwickelt werden um diese Grabanlage noch nachhaltiger machen zu können. - Sargbestattungen sind möglich und umweltfreundlicher
Den Konzeptentwicklern war es wichtig, niemanden aufgrund seines Bestattungswunsches auszuschließen, und somit sind neben Feuer- auch Erdbestattungen am Zukunftsbaum möglich. Bei einer sorgsamen Planung der Bestattung kann eine Sargbeisetzung sogar umweltfreundlicher als eine Urnenbeisetzung sein.
Informationen für Friedhofsverwaltungen:
- Pflegekosten minimierend
Jede Grabanlage ist 3,5 x 3,5m groß. Gerade Außenkanten vereinfachen die Rahmenpflege der umliegenden Friedhofsfreiflächen. Auch kann die Grabanlage auf pflege- und somit auch kostenintensiven Freiflächen (Lücken) umgesetzt werden. Auf Wunsch können auch geschwungene Formen der Grabanlage realisiert werden. - Höchst flexibel
Innerhalb jeder einzelnen Grabanlage können - je nach Bedarf - Erdgrabstätten, Urnendoppelgrabstätten (Partnergräber) als auch Urneneinzelgrabstätten flexibel angelegt werden. - Problemlos erweiterbar
Die einzelnen Grabanlagen können in Reihe angelegt werden oder, leicht versetzt, direkt nebeneinander. Je nachdem wie viel Freiflächen zur Verfügung stehen. - Ohne Risiko & Kosten
Bevor die erste Belegung stattfindet, wurde die Grabanlage gänzlich durch einen Partnerbetrieb der Treuhandstelle fertig angelegt. - Wissen stiftend
Die Bäume der Grabanlagen können auf Wunsch mit einem Infoschild vorgestellt werden. Auch eine Verlinkung per QR-Codes zu einem Steckbrief der Baumart auf unserer Seite www.baumwissen.info ist denkbar. (Beispiel: Ginkgo biloba, Musterschild siehe unten) - Verband empfiehlt Baumpflanzungen
In dem aktuellen Ratgeber "Auf Friedhöfen: Biodiversität fördern" empfiehlt der Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands e.V. die Pflanzung von Bäumen. - Divers kombinierbar
Download möglicher Gestaltungsvarianten (PDF, 1MB) - Geschütztes Markenzeichen
"baumerbe" ist eine eingetragene Marke der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Niedersachsen/Sachsen-Anhalt GmbH
"Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt." (Sprichwort aus Uganda)
Wenn Sie, als Vertreter(in) eines Friedhofs, Interesse an der Umsetzung einer Grabanlage "baumerbe" haben, dann wenden Sie sich bitte an den Geschäftsführer der Treuhandstelle, Uwe Stapelmann (Forstassessor).
Varianten der Bepflanzung:
Derzeit werden Pflanzpläne und eine Pflanzenliste, in Abhängigkeit von den jeweiligen Standortbedingungen, erarbeitet und im Anschluss den Partnerbetrieben der Treuhandstelle zur Verfügung gestellt. Ein möglicher Pflanzplan ist hier abgebildet. Dazu folgendes Pflanzbeispiel:
1 ⇒ Zukunftsbaum
CORNUS MAS (Kornelkirsche)
2 ⇒ Innere Bepflanzung
Bergenia cordifolia 'Baby Doll' (Bergenie 'Baby Doll')
3 ⇒ Äußere Bepflanzung
Sedum hybridum 'Immergrünchen' (Immergrünes Fettblatt 'Immergrünchen')
Interessante Links zu dem Thema:
- Vorstellung geeigneter Baumarten: Zukunftsbäume für die Stadt (Bund deutscher Baumschulen)
- "Stadtgrün 2021+" : Neue Bäume braucht das Land! (Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau)
- (Zukunfts-) Baum des Jahres 2024 - Die Echte Mehlbeere; Sorbus aria (Förderverein Baum des Jahres e.V.)
- Übersicht geeigneter Stauden für Grabbepflanzungen (Bund deutscher Friedhofsgärtner im ZVG)
- Aufstellung verschiedener Friedhofs- und Graberden OHNE Torf (Torfersatz; Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.)
- Artikel "Nachhaltigkeit des Grabmals" (Verbraucherinitiative Aeternitas)
- MDR-Radiobeitrag "Was geschieht mit alten Grabsteinen?"
- Artikel zur Umweltfreundlichkeit von Sargbestattungen "Der Tod ist manchmal umweltschädlich" (Deutschlandfunk)
- Ökologisch nachhaltige Bestattungen (exemplarisch: “Grüne Linie”)
Recherchestand 03/2024
Medienberichte:
- Friedhofskultur 04/2024 (Download PDF)
- TASPO 14/2024 (Download PDF)
Weitere Ansichten der Grabanlage:
Querschnitt: Zum Auffangen des Niederschlagswassers liegt der Mittelpunkt der Grabanlage tiefer.
So oder so ähnlich könnte das Schild aussehen, dass den Friedhofsbesuchern den Zukunftsbaum vorstellt.